Deutsche Badegewässer: Saubere Sache
In jedem Jahr veröffentlicht die Europäische Umweltagentur, kurz EEA, einen
Bericht über die Qualität der Badegewässer in ganz Europa. Der jüngste Bericht ist gerade erst veröffentlich worden, und zwar am 8. Juni 2020. Der zeigt: Baden in Europa ist eine echt saubere Sache! Gut 85 Prozent aller überprüften Badegewässer in Europa haben „ausgezeichnete Wasserqualität“, 95 Prozent erfüllen die Mindestanforderungen an die Wasserqualität (sprich: Sie sind sauber genug, damit man darin baden kann). Die Daten beziehen sich auf das vergangene Jahr 2019.
Und in Deutschland?
92,5 Prozent
aller untersuchten Badegewässer haben laut EEA-Bericht „exzellente Wasserqualität“. Nicht schlecht, oder? Untersucht wurden in Deutschland
2.291 Gewässer,
in ganz Europa sind es über 22.000. Nur acht Gewässer erfüllten als „mangelhaft“ nicht die Mindestanforderungen.
Hier bei Zeit Online
könnt ihr nachlesen, welche das sind.
Wie wird das überprüft?
Ein EU-Badegewässer ist ein Gewässer, das gewissen
Mindestanforderungen
entspricht. Im Bürokraten-Deutsch heißt das: Ein Badegewässer, das die Mindestanforderungen erfüllt, die in der
EU-Badegewässer-Richtlinie von 2006
festgehalten wurden.
Während der Badesaison (15. Mai bis 15. September) wird die Wasserqualität an diesen Gewässern einmal im Monat durch das zuständige Gesundheitsamt gemessen. Gemessen wird dabei unter anderem, ob sich bestimmte Bakterien in gesundheitsschädigender Menge im Wasser angesammelt haben.
Sind die Werte kritisch, sperrt die zuständige Behörde die Badestelle – entweder für eine Zeit lang, oder für die komplette Badesaison. Trotzdem wird regelmäßig weiter gemessen. Die sogenannten Blaualgen zum Beispiel können dazu führen, dass eine Badestelle gesperrt ist. Aber sie können sich auch wieder zurückentwickeln, sodass das Baden hier wenig später wieder bedenkenlos möglich ist.
Für jedes EU-Badegewässer kann man online ein sogenanntes
Badegewässerprofil
einsehen. Man findet dieses Profil auch auf einem Schild vor Ort am Gewässer. In diesem Profil stehen Wissenswertes über das Gewässer, die aktuellsten Messdaten sowie die Ergebnisse der Qualitätsuntersuchungen der letzten Jahre.
Aber was ist mit den Blaualgen?
Doch die „Blaualge“ ist gar keine Alge. Wer Algen im Wasser sieht, muss also nicht gleich um seine Gesundheit fürchten. Ganz im Gegenteil: Manche Wasserpflanzen führen dazu, dass das Wasser dauerhaft eine hohe Qualität hat. Doch Algen vermehren sich, genauso wie die „Blaualgen“, vor allem in flachen Gewässern, die durch viele heiße Sonnentage aufgeheizt werden.
Was sind "Blaualgen"?
Bei Blaualgen handelt es sich nicht um Algen, sondern um Bakterien, genauer: Cyanobakterien. Bestimmte Arten bilden Giftstoffe. Gerät man in Kontakt mit diesen Giftstoffen, kann das Hautreizungen oder Krankheitssymptome wie Übelkeit oder Durchfall hervorrufen.
Woran erkenne ich "Blaualgen"?
Einige Cyanobakterien enthalten als Teil der Fotosynthese blaues Phycocyanin, weswegen sie blaugrün
gefärbt sind. Ist das Wasser an der Badestelle intensiv grün gefärbt oder befindet sich ein Algenteppich in Ufernähe, sollte man aus Vorsorgegründen dort nicht baden gehen. Auch Hunde sollte man nicht ins Wasser lassen. Sehr trübes Wasser kann auch ein Hinweis auf viele Cyanobakterien sein.
Dass eine Badestelle von Blaualgen befallen ist, muss übrigens nicht heißen, dass alle anderen Badestellen an diesem See oder Strand ebenfalls befallen sind. Am besten checkt man vorher
die Homepage des zuständigen Gesundheitsamts, richtet sich nach den Hinweisen vor Ort und hat auch selber ein Auge auf die Wasserqualität.
Sowieso ist es ratsam, beim Schwimmen nicht zu viel Wasser zu schlucken und hinterher gründlich zu duschen. Sicher ist sicher, schätze ich.
Wo bekomme ich mehr Infos?
Infos bekommt man auf der Homepage des zuständigen Gesundheitsamts, also des Amts des Landkreises, in dem ihr schwimmen wollt.
Für Niedersachsen und andere Bundesländer gibt es außerdem den sehr praktischen
Badegewässer-Atlas.
Über die aktuelle Badegewässer-Qualität in den einzelnen Bundesländern informiert auch das
deutsche Bundesumweltamt.
Jetzt aber: Viel Spaß beim Schwimmen!
(Und: Sorry für die Romanlänge...)