Wenn man schon mal da ist...
Wir wollen zu einem Badesee. Mitten im Thüringer Wald. Die dunklen Tannen stehen dicht an dicht, der Himmel ist grau, die Wolkendecke hängt tief. Wir fahren ab von einer nichtssagenden Landstraße.
Der Waldweg vor uns ist schmal, überwuchert, und er führt tief in den Wald hinein. Es ist, als würden uns gleich Hänsel und Gretel entgegenstolpern. Wir folgen dem Weg, vorbei an einem Sägewerk (an alle Thriller-Autoren: Der Thüringer Wald gibt euch die besten Ideen!), und finden ihn schließlich: den See.
Schwarz und still liegt er vor uns. Dann fängt es an zu regnen.
Regen – und jetzt?
Wir sehen uns an. Jetzt sind wir schon mal hier, denken wir uns. Also schnappen wir uns die Badetasche und laufen zum Ufer. Aus den seichten Bindfäden, die vom Himmel kommen, werden schwere Tropfen. Sie durchnässen unsere Klamotten schnell.
In Windeseile ziehen wir uns um. Es ist albern: Wenn man schwimmen gehen will, wird man ja eh nass. Aber trotzdem beeilen wir uns, damit wir vorher nicht nass werden.
Der Waldsee ist klar und dunkel. Seine Oberfläche erzittert durch die vielen Regentropfen. Es ist kalt. Der Regen prickelt auf Kopfhaut, Schultern, Rücken.
Wir gehen ins Wasser. Zaghaft. Heilige Mutter, ist das kalt!
Wasser von oben, Wasser von unten – perfekt!
Wir schwimmen in den See hinaus. Das Wasser fühlt sich weich an. Mit jedem kräftigen Schwimmzug wird es schmeichelnder, wärmer.
Inzwischen strömt der Regen von oben herab. Manche Wassertropfen prallen von der Wasseroberfläche ab und zerstäuben in unseren Gesichtern. Erst jammern wir. Dann lachen wir. Dann schwimmen wir.
Mit jedem Zug wird uns wärmer. Mit jedem Zug werden wir nasser. Mit jedem Zug vergessen wir mehr die Welt da draußen.
Wasser kommt von oben, Wasser kommt von unten – und es ist perfekt.